Frakturen / Pseudoarthrosen des Kahnbeins
Einführung
Die Kahnbeinfraktur ist die häufigste Fraktur der Handwurzelkochen. Das Kahnbein (1) verbindet die proximale und distale Handwurzelreihe miteinander und ist deswegen bei Überstreckungstraumen des Handgelenkes besonders exponiert. Es ist mit über 80 Prozent mit Gelenksknorpel überzogen und hat eine heikle Blutversorgung. Bei einem Bruch kann es deswegen zu einer Durchblutungsstörung mit verzögerter oder ausbleibender Knochenheilung kommen. Falls die Fraktur den proximalen Anteil betrifft, kann es auch zum Absterben desselben kommen.
Diagnose
Wenn nach einem Sturz (Trauma) Schmerzen im radialen und/oder dorsalen Anteil des Handgelenkes auftreten sollte eine Kahnbeinfraktur ausgeschlossen werden. Häufig kann die Fraktur auf Röntgenbildern festgestellt werden. Falls keine Frakturlinie erkennbar ist und trotzdem der dringende Verdacht eines Bruches besteht, sollten aufwendigere bildgebende Verfahren wie Magnetresonanz oder Computertomographie eingesetzt werden.
Behandlung
Die Behandlung hängt vom Typ der Fraktur ab.
Nicht verschobene Frakturen(2) im mittleren Kahnbeindrittel können mit einem Gips behandelt werden. Die Dauer dieser Behandlung beläuft sich bis zu 12 Wochen. Als Alternative können diese Frakturen auch mit einer perkutanen Technik (3) minimal invasiv verschraubt werden. Diese Technik verkürzt die Ruhigstellung erheblich (4).
Verschobene Frakturen oder Mehrfragmentfrakturen (5) sollten offen eingerichtet und stabilisiert werden (6-8). Das gilt auch für Frakturen des proximalen Drittels.
Nachbehandlung operierter Frakturen
Bei stabiler Fixierung kann aus einer Lagerungsschiene die frühzeitige Bewegung unter ergotherapeutischer oder physiotherapeutischer Kontrolle beginnen. Die Belastung des Handgelenkes darf erst nach gesichterter Knochenheilung erfolgen.
Komplikationen
Verzögerte oder ausbleibende Knochenheilung
Man spricht von einer verzögerten Knochenheilung, wenn eine Fraktur innerhalb von 6 Monaten nicht durchbaut. In diesen Fällen kann eine Verschraubung die Fraktur zur Heilung bringen.(9-10)
Falls die Fraktur mehr als 6 Monate zurückliegt, spricht man von einer ausgebliebenen Heilung oder Pseudoarthrose (11). In diesen Fällen kommt es häufig im Bereich der Bruchstelle zu einer Knochenresorption (Knochenschwund) mit Verkippung der Frakturfragmente. Die Fragmente müssen dann wieder angefrischt und aufgerichtet werden (12) und der – entstandene Hohlraum wird mit Knochen aus dem Beckenkamm oder aus der distalen Speiche aufgefüllt(13). Eine zusätzliche Verschraubung erhöht die Stabilität und fördert die Knochenheilung (14).
Knochennekrose (Absterben des Knochens)
Knochennekrosen (15,16) können mit gefässgestielten Knochenspänen(17-19) zur Ausheilung gebracht werden. Die Heilungschancen sind jedoch sehr viel schlechter als bei gut durchblutetem Knochen.
Arthrose (Gelenksverschleiss)
Eine ausbleibende Knochenheilung des Kahnbeins kann zu erheblichen Veränderungen seiner Form führen. Diese Formveränderungen können zu Gefügestörungen der gesamten Handwurzel führen. Die Verdrehung und Verkantung einzelner Knochen führt dann durch den erhöhten Abrieb zu einem vorzeitigen Gelenksverschleiss (Kapitel Arthrose). Wenn die Arthrose Schmerzen hervorruft, kann durch sogenannte Rettungsoperationen (Kapitel Arthrose) (Entfernung der proximalen Handwurzelreihe, Teilversteifung oder Versteifung des Handgelenkes) Abhilfe geschaffen werden.